25. März 2024
Autor: Eric Neuheiser
In unserem Alltag begegnen uns verschiedene Persönlichkeiten, die ebenso unterschiedlich mit beruflichen und privaten Situationen umgehen. Oft können wir zwischen einer problem- und einer lösungsorientierten Perspektive unterscheiden. Positive Psychologie bedeutet nicht, jeden Tag nur positiv zu denken, sondern lehrt einen lösungsorientierten Umgang mit Herausforderungen.
Wir begegnen Situationen, die entweder unseren Erwartungen entsprechen und deshalb als gut empfunden werden, oder die unseren inneren Erwartungen nicht entsprechen und deshalb als negativ empfunden werden. Die Interpretation der Situation findet jedoch ausschließlich in unserem Kopf statt. Unsere innere Einstellung entscheidet darüber, ob positive oder negative Emotionen ausgelöst werden. Der Psychologe Martin Seligman prägte nach entsprechenden Experimenten den Begriff der erlernten Hilflosigkeit. Die erlernte Hilflosigkeit beschreibt den Zustand des subjektiv empfundenen Kontrollverlusts über eine Situation. Dies löst eine Vielzahl negativer Emotionen (insbesondere Angst) aus. Häufig wird diese subjektive Wahrnehmung als problematische Einstellung in das eigene Denken projiziert.
Ein wichtiger Teil der mentalen Fitness ist es daher, diesen Prozess und unser Selbstbild besser zu verstehen. Dadurch können wir eine innere Haltung entwickeln, die nicht automatisch (unkontrolliert) Emotionen auslöst. Vielmehr verändern wir unsere Perspektive vom Teilnehmer unserer Lebenssituation hin zum Beobachter (Adlerperspektive). So haben wir immer die Möglichkeit, eine Situation zu verändern oder zu entscheiden, wie wir mit ihr umgehen.
"Die Situation ist mein Coach: Wie kann ich sie ändern oder was kann ich daraus lernen?"
In diesem Zusammenhang hat die Psychologin Carol Dweck von der Stanford University das Selbstbild des Menschen in zwei Dimensionen untersucht: Das statische und das dynamische Selbstbild [1]. Menschen mit einem statischen Selbstbild verfallen schnell in erlernte Hilflosigkeit und neigen dazu, Probleme zu Katastrophen hochzustilisieren. Es fällt ihnen schwer, lösungsorientiert zu denken und daraus Motivation zu entwickeln, die Situation zu verändern oder die Entstehung von Emotionen zu kontrollieren. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild verfügen über eine hohe psychische Widerstandskraft (Resilienz) und können auch mit unerwarteten Situationen bewusst und kontrolliert umgehen. Sie sind davon überzeugt, sich durch ständiges Üben weiterentwickeln zu können.
Der Fokus liegt also auf der inneren Haltung, wohingegen das statische Selbstbild die eigene Persönlichkeit als gegeben und nicht anpassbar wahrnimmt. Hier wird die Ursache für Probleme häufig in der Außenwelt, wie z.B. dem Unternehmen oder den Mitmenschen, gesehen. Wird die Ursache dennoch im eigenen Verhalten gesehen, glaubt man, daran nichts ändern zu können („So bin ich eben“). Es ist gar nicht so einfach, sich von diesem statischen Selbstbild zu lösen, da es oft über viele Jahre als emotionale Stütze diente und subjektiv vor Misserfolg schützte oder Anerkennung brachte. Die Übungen der Positiven Psychologie können helfen, diese tradierten Überzeugungen zu überwinden und nach und nach Teile eines dynamischen Selbstbildes zu integrieren.
Diese Tabelle zeigt beide Perspektiven in unterschiedlichen Dimensionen auf:
Das Selbstbild ist somit ein ganz entscheidender Faktor für das subjektive Wohlbefinden („Glück“), aber auch eine wichtige Grundlage für die Zielerreichung. Die Entwicklung eines dynamischen Selbstbildes hilft besonders in Berufen, die von vielen unerwarteten Situationen geprägt sind, wie z.B. im Verkauf. Die bewusste Wahrnehmung der eigenen Verantwortung lässt uns kreativer denken, leichter Lösungen entwickeln und motivierter arbeiten.
Darüber hinaus schafft sie die Grundlage für innere Ausgeglichenheit und damit für authentische und positive Beziehungen. Die subjektive Wahrnehmung von Problemen und Leiden wird drastisch reduziert und lässt uns selbst zum Gestalter unserer Lebensumstände werden. Diese „schöpferische Kraft“ zur eigenen Potenzialentfaltung gibt uns nicht nur viel Energie und Motivation, sondern lässt uns auch glücklicher leben.
[1] Dweck, C. S. (2008). Mindset: the new psychology of success. Ballantine Books trade pbk. ed. New York, Ballantine Books.
Impressum | Datenschutzerklärung
Copyright © 2024 Eric Neuheiser. Alle Rechte vorbehalten.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.