Motivation für 
die Extrameile

19. April 2024

Autor: Eric Neuheiser

 

Die Fähigkeit zur Selbstmotivation ist der wichtigste Erfolgsfaktor für das Erreichen privater und beruflicher Ziele. Intrinsisch motivierte Menschen verfolgen ihre Ziele oft mit großer persönlicher Leidenschaft. Dieser Artikel gibt einen Einblick in die Motivationspsychologie als wichtiges Element der Selbstführung und beschreibt zwei praktische Impulse zur Stärkung der Selbstmotivation. 

 

Motivation
Der Begriff Motivation (lat. movare = Bewegung auslösen) wird in der Psychologie als die Summe der aktivierenden Beweggründe für menschliches Handeln definiert und kann in drei Dimensionen betrachtet werden: Intensität, Richtung und Ausdauer. Die Ausprägung dieser Dimensionen wird maßgeblich von zwei subjektiven Wahrnehmungen beeinflusst: Der Wünschbarkeit des Ziels und der Realisierbarkeit. Ein wünschenswertes Ziel wird z.B. nicht angestrebt, wenn es subjektiv als nicht realisierbar wahrgenommen wird. Die Realisierbarkeit hängt wesentlich von der subjektiven Wahrnehmung der eigenen Stärken und der Einschätzung der Umweltfaktoren ab. Das Wissen um die eigenen Fähigkeiten und die Zuversicht, die äußeren Faktoren für die eigene Zielerreichung kontrollieren zu können, führen zu einer hohen Motivation.

 

Zwei treibende Kräfte: Vermeidung von Schmerzen und Erleben von Freude
In vereinfachten Modellen werden zwei Grundbedürfnisse für menschliches Handeln angenommen: Das Bedürfnis, Schmerz zu vermeiden, und das Bedürfnis, Freude zu erleben. Aus evolutionsbiologischer Sicht ist das oberste Ziel, Schmerz zu vermeiden und der Emotion Angst zu folgen. In der Steinzeit war es immer besser, sich vor dem Säbelzahntiger zu fürchten, als verträumt die Blumenwiese zu betrachten, wenn man die Höhle verließ. Heute hat die Menge der täglichen Eindrücke massiv zugenommen und wir neigen dazu, Ereignisse aufgrund dieser Konditionierung unbewusst mit unnötig starker Angst zu bewerten. Im heutigen Alltag ist es daher leichter, aus der Angst heraus zu handeln. Die stärkste Motivation (Intensität, Richtung und Ausdauer) entsteht jedoch aus der Emotion Freude. Daraus entwickelt sich die Motivation für die „Extrameile“ im Beruf oder auch für private Projekte wie eine nebenberufliche Selbstständigkeit.

 

Kognitive Dissonanz und Entwicklung von Disziplin
Kognitive Dissonanz ist vereinfacht ausgedrückt die Spannung zwischen Denken und Handeln. Wenn persönliche Überzeugungen, Emotionen und Werte nicht mit den eigenen Handlungen und Entscheidungen übereinstimmen, befindet sich der Mensch in einem unangenehmen motivationalen Zustand (Dissonanz). Dieser Zustand kann auch als Diskrepanz zwischen Ich-Ideal und Ich-Realität beschrieben werden. Ein einfaches Alltagsbeispiel verdeutlicht das Konzept: Nehmen wir an, es ist meine innere Überzeugung, gesünder zu leben und mich bewusster zu ernähren. Damit verbinde ich eine positive Emotion und der Respekt vor der eigenen Gesundheit kann als wertorientiert angesehen werden (”Ich-Ideal”). Dieses Vorhaben ist jedoch nicht von Dauer: Die Schokolade am Abend, Fastfood und Couch statt Sport sind die tatsächlichen Entscheidungen und daraus resultierenden Handlungen in der Realität (”Ich-Realität”). Diese kurzfristige Bedürfnisbefriedigung fühlt sich im ersten Moment subjektiv gut an, widerspricht aber dem eigenen Ideal und erzeugt oft unbewusst, manchmal aber auch bewusst, einen emotionalen Spannungszustand (”Der innere Schweinehund hat mich wieder gepackt”). Die Ursache liegt oft im Unterbewusstsein, das unser Handeln zu einem großen Teil (bis zu 90 Prozent) beeinflusst.

 

Das Unterbewusstsein muss daher positiv beeinflusst werden, um eine nachhaltige Motivation zur Zielerreichung zu gewährleisten. Dabei ist es wichtig, ein natürliches Streben zu entwickeln, um die Dissonanz zwischen Ich-Ideal und Ich-Realität so gering wie möglich zu halten (Disziplin).

 

Diese Motivation kann erzeugt werden, indem der Weg und der Endzustand der Zielerreichung mit dem Erleben von Freude verknüpft werden. Dies führt im besten Fall dazu, dass die zur Zielerreichung notwendige Handlung nicht als Arbeit aus dem Bedürfnis heraus, Leid (Angst) zu vermeiden, wahrgenommen wird. Vielmehr ist die notwendige Handlung zur Zielerreichung das Ausleben der persönlichen Leidenschaften sowie der eigenen Potenzialentfaltung (Selbstverwirklichung des Ich-Ideals) und erfolgt somit aus dem Streben nach dem Erleben von Freude.

 

Zwei Impulse zur Stärkung der Motivation für die Extrameile

 

1. Die Vision und das Vision-Board
Die Vision beschreibt die innere Orientierung und ist damit auch richtungsweisend für die eigene Motivation. Die Vision ist langfristig ausgerichtet (z.B. 3 bis 5 Jahre) und darf in der Formulierung des Zielzustandes auch etwas utopisch sein. Das Ziel der Vision ist es groß zu denken und eine inspirierende Motivation zur Verwirklichung zu entwickeln.

  • Wohin möchte ich mich entwickeln? Wie sieht mein Zielzustand aus und warum will ich ihn erreichen?
  • Was ändert sich für mich und meine Umwelt, wenn ich meinen Zielzustand erreiche?
    (Umfeld, Beziehungen, Wertschätzung, Verwirklichung eigener Ideen)
  • Was bewirke ich damit? Wie fühle ich mich dabei?
  • Welche Fähigkeiten oder Charakterstärken möchte ich entwickeln?

Es lohnt sich, diese Fragen schriftlich zu beantworten. Daraus lässt sich eine konkrete Vision formulieren, die dann z.B. mit Bildern visualisiert werden kann. Als zusätzlicher Motivationsschub kann dieses Vision-Board physisch an einem alltäglichen Ort zu Hause aufgestellt werden, um die eigene Vision im Unterbewusstsein zu konditionieren.

 

2. Zieldefinition und sinnvolle Meilensteine
Aus der Vision können dann konkrete Ziele abgeleitet werden. Was muss ich tun, um die Vision zu verwirklichen, welche Ressourcen (Fähigkeiten, materielle Güter oder Netzwerke) brauche ich und wie kann ich diese entwickeln? Diese Ziele werden in erreichbare Meilensteine unterteilt und sorgen so für kontinuierliche Erfolgserlebnisse (Freude erleben), die die Motivation stärken. 
Dabei hilft die bekannte SMART-Methode zur Definition von Zielen.

  • Spezifisch: 
    Ziele konkret und mit möglichst wenig Interpretationsspielraum formulieren.
  • Messbar: 
    Qualitative oder quantitative Kriterien festlegen, anhand derer die Zielerreichung gemessen werden kann.
  • Attraktiv: 
    Das Ziel sollte attraktiv (positiv formuliert) und mit dem Erleben erwünschter Emotionen verbunden sein.
  • Realistisch: 
    Die Erreichung des gesteckten Ziels sollte unter Berücksichtigung von Machbarkeit und Ressourcen möglich sein. Dennoch sollte das Ziel auch herausfordernd sein, so dass seine Erreichung attraktiv ist.
  • Terminiert: 
    Unser Leben ist zeitlich begrenzt und so sollte auch die Zielerreichung zeitlich verbindlich geplant werden. Kurz gesagt: Was muss bis wann erledigt sein?

Fazit
Die Fähigkeit, Selbstmotivation aus dem inneren Streben nach einem erstrebenswerten und realistischen Zielzustand zu entwickeln (intrinsische Motivation), trägt wesentlich zur Selbstverwirklichung und zum persönlichen Wohlbefinden bei. Das Verständnis von Ich-Ideal und Ich-Realität sowie die bestmögliche Vermeidung von kognitiver Dissonanz ermöglichen es, positive Emotionen stärker zu erleben und Motivationsbarrieren abzubauen. Ein klar definiertes Ziel und eine emotionale Vision beeinflussen unser Unterbewusstsein positiv und tragen wesentlich zur langfristigen Motivation und Zielerreichung bei.

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